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Das AvangardePlakat aus China

Schriftzeichen sind Kulturvermächtnisse

von Prof. Heinz-Jürgen Kristahn

Chinas Kultur ist auf Schriftzeichen aufgebaut. Ihre Ästhetik fasziniert die Betrachter heute ebenso wie in der Vergangenheit. An der Andersartigkeit und Exotik dieser Schriftzeichen kann man eine konstante Kulturtradition erkennen. Heute können wir behaupten, ohne Schriftzeichen gäbe es kein Wissen, keine Überlieferung, keine Literatur, keine Weiterbildung, keinen Fortschritt.

Einer der wichtigsten Faktoren für Chinas kulturelle und politische Einheit ist von Beginn an seine Schrift. Die geschriebene Sprache ist unabhängig von der gesprochenen Sprache; das bedeutet unterschiedliche Sprachen und Dialekte in Nord- und Südchina bei konstanter Anwendung eines Zeichensystems. Dies verdeutlicht gleichermaßen, welche Identitätsfunktion die Schrift als Kulturdeterminante für China darstellt. Ohne Unterbrechung wirkt sie seit über 4000 Jahren als Transfer für den Kulturraum China.

Über die Bedeutung von Zeichen und Bezeichnetem, von Schriftzeichen und Buchstaben ist intensiv reflektiert worden. Die Wissenschaft über die Zeichen, die Semiotik, hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weltweit eine enorme Bedeutung an den Universitäten gewonnen. Die Semiotik strebt an, das Verhältnis von Gegenstand und Bezeichnung aus diversen Blickwinkeln zu betrachten und zu erfassen. So verknüpfen sich Philosophie, Psychologie, Soziologie, Linguistik, Phonetik und angewandte Sprachwissenschaft fast untrennbar innerhalb der Semiotik. Die Tendenz zu interdisziplinärer Grenzüberschreitung macht die Wissenschaft der Zeichen zur Ausgangsbasis vieler natur- und geisteswissenschaftlicher Fachrichtungen.

Was aber macht dieses ungeheure Potential an Funktionalität der Schriftzeichen aus? Chinesische Plakatkünstler, Maler und Designer beantworten diese Frage mit ihren gestalterischen Lösungswegen, ohne gleichzeitig den Anspruch zu erheben, wissenschaftliche Fragen beantworten zu wollen. Es ist die unverwechselbare Einzigartigkeit, der künstlerische Duktus eines jeden Zeichens, dessen ästhetischer Ansprache der Rezipient sich nicht zu entziehen vermag. Für diese umfassende und unausweichliche Ganzheitlichkeit stehen die Schriftzeichen in China.

 

 

Die Ausstellung an der Universität der Künste Berlin

  • Von Links nach Rechts: Dr. Frieder Mellinghoff, Leiter der Deutsches Plakatmuseum, Prof. Romain, Präsident der UdK Berlin, Prof. Xu Jiang, Präsident der China Academy of Arts
  • Prof. Xu Jiang, Präsident der China Academy of Arts
  • Von Links nach Rechts: Frau. Prof. Dr. Mellinghoff, Prof. Heinz-Jürgen Kristahn, UdK Berlin, Dr. Frieder Mellinghoff, Leiter der Deutsches Plakatmuseum